Theater­preis des Bundes 2021

Papiertheater

Jurybegründung

Was zeichnet experimentelles Theater aus? Die amerikanische Schriftstellerin Chris Kraus schreibt, es sei „utopische Diaspora“. Was soll das sein? Utopie, ein ‚Nicht-Ort‘ und Diaspora, das ‚Verstreute, Verteilte, Zwischen‘. Eine schlichtweg doppelte Negation, ein unmöglicher Ort. Doch das seit 1995 in und über Bayern hinaus agierende Papiertheater um Johannes Volkmann ist genau das. Eine ausschließlich mit Papier denkende und arbeitende interaktive Denkfabrik, die sich in ständiger Bewegung befindet, doch ohne Haus, nomadisch, immer woanders, aber immer mit den Orten zusammen, zu denen sie reist, und vor allem gemeinsam mit den Menschen zusammen, die das Papiertheater besucht und einlädt, sich durch ihre „Gesellschaftsinszenierungen“ in die Welt einzumischen: Wie können die Menschen wirklich Frieden erreichen? Warum sind Kinderrechte auf der ganzen Welt immer noch keine Selbstverständlichkeit? Mit dem simplen, aber kraftvollen Material Papier vereint das Papiertheater scheinbar Widersprüchliches bewundernswert leicht: Es ist ein Archiv der theatralen Mitgestaltung, das aber immer über genügend Platz verfügen wird, um die Zukunft weiterzuschreiben.