Theaterpreis des Bundes 2019
boat people projekt
Jurybegründung
Seit 2009 arbeitet das boat people projekt an einer neuartigen Form politischen Theaters. Es realisiert, was in vielen Debatten des Theaterbetriebs immer wieder eingefordert, aber selten gewagt wird: Ein Kollektiv aus Menschen verschiedener Hintergründe leitet das Haus. Es konzipiert eigene Produktionen und Kooperationen mit Ensembles und Institutionen im In- wie Ausland. Die Vielfalt der Formate reicht von Musiktheater über Soloperformances bis hin zu Games. Mit großer Ernsthaftigkeit und lustvoller Leichtigkeit (er)findet das boat people projekt so einen Umgang mit zeitgenössischen Phänomenen wie auch mit traditionellen Stoffen und Motiven; ein Umgang, der dem komplexen 21. Jahrhundert gerecht wird – strukturell wie ästhetisch. Diese genuin transkulturelle Arbeit funktioniert in Göttingen durch eine Vielzahl von Verknüpfungen mit dem städtischen Umfeld, unter anderem auch mit einer eigenen Vermittlungsschiene. Ambivalenzen werden hier zugelassen und eingefordert, die demokratische Streitkultur schärft sich am Scharfsinn der Kunst, Diversität ist Normalität – auf, vor und hinter der Bühne.