Theaterpreis des Bundes 2021
Jurybegründung
Bostelwiebeck – seit das Jahrmarkttheater hier arbeitet, wird dieses Dorf zu einem Ort, an dem überregional relevantes Theater geprobt, aufgeführt, angeschaut und diskutiert wird. Wo, wenn nicht in einem so kleinen Dorf, ist es notwendig, sich dem Dialog mit der Dorfgesellschaft zu stellen. Dialog, das heißt: sprechen und zuhören. Und das zeichnet das Jahrmarkttheater aus: Es spricht nicht nur selbst, sondern es hört zu. Es versorgt nicht nur eine Landschaft mit ansonsten geringem kulturellem Angebot mit anspruchsvoller, großer und doch zugänglicher Theaterkunst, sondern es sammelt die Themen auf der Dorfstraße, verarbeitet sie und lockt ein überregionales Publikum an. Es gelingt Thomas Matschoß, Anja Imig und Andrea Hingst, seine Nachbar:innen zu verführen, sich auf zeitgenössische Formate und Formen einzulassen, vertraute Pfade zu verlassen, sich der Lust am Spiel und der Erfindung neuer Welten zu überlassen. Das Jahrmarkttheater füllt mit Selbstironie, Spielspaß, Mut und großer Konsequenz den Begriff „Volkstheater“ mit neuem Leben. So wird Bostelwiebeck zum globalen Dorf und das Jahrmarkttheater zum hochverdienten Preisträger des Theaterpreises des Bundes.