Kategorie Stadt­theater und Landes­bühnen

Hessisches Landestheater Marburg

Ein Tänzer auf einer schwach beleuchteten Bühne. Hinter ihm sind schemenhaft ein Konzertflügel mit Pianist und eine weitere Person zu erkennen. Dahinter stehen die großen weißen Lettern P E A C E.
© Jan Bosch

Die Kulturstaatsministerin zeichnet in der Kategorie „Stadttheater und Landesbühnen” das Hessische Landestheater Marburg aus – verbunden mit einem Preisgeld von 100.000 Euro.

„Wir freuen uns über die Maßen, ja unbändig, dass die Arbeit unseres gesamten Hauses, aller 76 Mitarbeiter*innen und all unserer Gäste mit dem Theaterpreis des Bundes überregional wahrgenommen und gewürdigt wird. Das HLTM ist ein kleines Haus, das in der Fläche viel versucht, um Menschen einzuladen, zu verbinden und ein Ort der Demokratie zu sein. Dieser Preis gibt uns allen Wertschätzung und motiviert unglaublich. Diese wunderbare Bestätigung unseres künstlerischen Programms bedeutet: Wir machen weiter! Wir machen Theater für alle ab 3 Jahren und werden weiter versuchen „alle“ zu erreichen! Wir fördern weiter Autor*innen und trauen zeitgenössischer Dramatik viel zu! Wir vernetzen uns weiter international! Danke! Sehr!“

Jurybegründung

Das Hessische Landestheater Marburg (HLTM) setzt mit dem „Marburger Modell“, der ersten gleichberechtigten (weiblichen) Doppelspitze an einem öffentlich finanzierten Haus, bundesweit Maßstäbe für andere Theater. Durch eine künstlerische Leitungskonstellation, die sich bewusst mit machtkritischen Diskursen auseinandersetzt, fördert es ein modernes und verantwortungsbewusstes Arbeitsumfeld: Die Intendantinnen Eva Lange und Carola Unser-Leichtweiß praktizieren ebenso modellhaft und wegweisend einen Führungsstil, der sich in Equal Pay, demokratischen Entscheidungsprozessen und familienfreundlichen Arbeitszeiten mit dem langfristigen Ziel der Etablierung eines „CareZentrierten Theaterbetriebs“ manifestiert. Das HLTM beeindruckt aber nicht nur betrieblich-strukturell durch das Erproben neuer Ansätze, seit ihrem Start gelingt es dem Team mit begrenzten Mitteln und trotz schwieriger räumlicher Situation gleichzeitig alle Anforderungen und Herausforderungen einer Landesbühne zu meistern, ambitioniertes, zeitgenössisches Sprechtheater zu präsentieren, Diversifizierungs- und Öffnungsprozesse auch auf künstlerischer Ebene anzustoßen und dabei die Vorlieben unterschiedlichster Publika in den Blick zu nehmen. Bemerkenswert ist das Engagement für Autor*innen und für die (lokale) Nachwuchsförderung: Das „Studio Marburg“, ein gemeinsames Schauspielstudio mit der Kunstuniversität Graz und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, ermöglicht Studierenden wertvolle Praxiserfahrungen und stärkt so die zukünftige Theaterlandschaft nachhaltig. Das HLTM überzeugt durch die Courage, im gesellschaftlich besten Sinne unbequem zu sein, leuchtet mit seinem künstlerischen Schaffen unterschiedlichste geographische und gesellschaftliche Blickwinkel aus und bekommt dafür die Auszeichnung des Theaterpreises des Bundes 2024 in der Kategorie Stadttheater & Landesbühnen.

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