Theater­preis des Bundes

Schwankhalle, Bremen

Musizierende Person in einem Gummiboot. Vor sich eine Tuba, die das Gesicht und den halben Körper verdeckt.
© Monika Allesch

In diesem Jahr geht der mit 200.000 Euro dotierte Theaterpreis des Bundes an die Schwankhalle in Bremen, die mit ihren innovativen Formaten am Puls der Zeit nicht nur die Bevölkerung des kleinsten Bundeslandes selbst, sondern auch weit über die Landesgrenzen hinaus zu erreichen weiß und mit ihrem künstlerischen Programm beispielhafte künstlerische Impulse für die bundesdeutsche Theaterlandschaft setzt.

„Wir freuen uns riesig über diesen Preis! Er ermutigt uns, den Kurs, den wir als Leitungsteam seit 2022 eingeschlagen haben, fortzusetzen und weiter zu entwickeln. Wir verstehen ihn als Auszeichnung für den Ort Schwankhalle und für ihr Team, das mit seiner Gastfreund*innenschaft, Kompetenz und Neugier die Atmosphäre dieses Theaters prägt. Und er ist auch eine Wertschätzung all unserer Vorgänger*innen, deren Erbe wir angetreten haben.“

Jurybegründung

Die Schwankhalle in der Bremer Neustadt ist eines der zentralen Produktionshäuser in Deutschland. Zur Programmatik gehört die gesamte Vielfalt der performativen Künste mit aktuellen Positionen aus Performance, Theater, Tanz und Musiktheater auf nationaler und internationaler Ebene. Gleichzeitig ist die Schwankhalle ein maßgeblicher Verstärker der Freien Szene in Bremen, bietet lokalen Künstler*innen Residenzen, Koproduktionen, Aufführungs- und Vernetzungsmöglichkeiten sowie kulturpolitische Strategieberatung und vereint politisches Theater mit der Kunst der herzlichen Gastgeber*innenschaft. Das Team um die künstlerischen Leiterinnen Anna K. Becker und Katrin Hylla entwickelt dafür die bisherige Arbeit der Schwankhalle bemerkenswert weiter, indem sie die lokale Verankerung über neue künstlerische Formate ausgebaut und Spiel- und Denkräume für vielfältige Perspektiven geschaffen haben. Vom „Bootsballett mit Blechmusik“ auf dem Werdersee, über den nachbar*innenschaftlichen „Schwankcore“, das Versammlungsformat „Open Schwankhalle“, das von Bremer Kindern gegründete „Kindergericht“ bis zu Flohmarkt und regelmäßigen Spieleabenden – mit der Entwicklung einer Vielzahl an Projekten übernimmt die Schwankhalle viele Aufgaben eines Theaters für die Stadt und stellt mit einer großen Portion künstlerischem Erfindungsreichtum dessen Potenzial als Dritter Ort in den Fokus, indem Barrieren abgebaut und neue Zugänge für neue Publika geschaffen werden. Unter dem Motto „Platz machen“ bekommen dabei insbesondere marginalisierte Stimmen und Positionen Sichtbarkeit. Die Schwankhalle zeichnet sich aus durch eine ganzheitliche Förderung der Freien Szene, die Präsentation von mutigen, herausragenden Positionen und die Initiierung eines wertschätzenden, solidarischen Diversifizierungsprozesses nach innen und außen. Dabei beeindruckt vor allem der Spagat zwischen qualitativ hochwertigem, künstlerischem State of the Art-Programm und dem konsequent und sehr überzeugend verfolgten Weg auf erfrischende und experimentierende Art und Weise in die Stadt und zukünftige Publikumsräume hineinzuwirken. Die Schwankhalle ist Preisträgerin des Theaterpreises des Bundes 2024 und die Jury freut sich auf viele weitere zukunftsweisende und inspirierende Projekte aus Bremen.

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